„WE ALL BLEED THE SAME COLOUR“ ist der Titel eines großen Gemäldes, welches Baidaa Kamal (8D), Nadia Ostrowska (10G), Alicia Oppong (10G), Gala Faris Saeed (10F) und Avista Salim (10G), Stipendiatinnen der BürgerStiftung, gemeinsam angefertigt haben und welches bereits unsere innere Schulstraße am PZ-Eingang schmückt. Inhaltlich dreht es sich dabei um das – leider- allgegenwärtige Thema des Rassismus.
Die Schülerinnen haben sich das Thema selbst ausgesucht, sie wollen mit ihrem Bild ein Zeichen gegen Rassismus setzen und fordern auf, nicht stumm zu bleiben, sondern diesen anzusprechen.
Alle fünf konnten sich schnell auf das Thema einigen, denn Anregungen bekommen sie aus ihrem persönlichen Alltag und auch aus den Rückmeldungen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler. Hinzu kamen aber auch die Lektüren, die sie in der BürgerStiftung mit ihren Mentoren gelesen und besprochen hatten. Zwei davon haben einen besonders starken Eindruck hinterlassen: „Wer die Nachtigall stört“ von Harper Lee und „Das große Buch vom Antirassismus“.
Rassismus haben alle fünf Schülerinnen schon am eigenen Leibe selbst erfahren. Rassismus beobachten sie im Alltag, bei Familienmitgliedern, Freunden und Fremden. Mal ist man Opfer, mal wird man Täter, ohne sich dessen wirklich bewusst zu werden. Dies trifft dann zu, wenn man es doch „eigentlich nett meint!“, beim sogenannten positiven Rassismus. Man ist z.B. mit einem dunkelhäutigen Menschen befreundet und sagt vermeintlich cool den uncoolsten Satz: „Ich darf auch das N****-Wort sagen. Mein Freund ist schwarz!“ oder „Chinesen können alle gut rechnen, Deutsche sind alle sehr gut organisiert, …“ Letzte Aussagen sind mit Sicherheit gut gemeint, trotzdem sind sie rassistisch.
In unserem Gespräch beginnen die Schülerinnen aber auch von sehr traumatischen persönlichen Erfahrungen zu sprechen. Einige von ihnen mussten z.B. mit ihren Familien ihre Heimatländer verlassen mussten, weil sie die „falsche“ Religion haben. So ist z.B. die Familie einer Stipendiatin, aus dem Irak geflohen, denn sie haben die „falsche“ Religion. Die Familie ist jesidischen Glaubens und dieser ist im Irak so „falsch“, so unerwünscht, dass man deswegen getötet werden kann. Jetzt leben sie seit ein paar Jahren in Deutschland, wo sie weitere rassistische Erfahrungen machen müssen. Ihre Mutter z.B. ist eine studierte und sehr gebildete Frau. Im Irak hat sie als Biologielehrerin an einer Schule gearbeitet. Hier darf sie nicht mehr als Lehrerin unterrichten. Ihr erworbener Uni-Abschluss ist in Deutschland wertlos, auch wenn die Mutter sehr schnell Deutsch gelernt hat und liebend gerne wieder unterrichtet hätte. Inzwischen arbeitet sie in der Altenpflege und ist froh und stolz, dass sie Geld verdienen und somit ihre Familie unterstützen kann. Hinzu kommt, dass ihre Mutter ein Kopftuch trägt und deshalb öfter mitleidig von der Seite angeguckt oder oft schlechter behandelt wird. Man assoziiert in einem Land wie Deutschland keine gebildete Akademikerin mit einer Kopftuchträgerin mittleren Alters. Rassismus, das wird in dem Gespräch deutlich, sind nicht nur die großen Übergriffe, die bösartigen, körperlichen und verbalen Beleidigungen. Rassismus beinhaltet auch die vielen kleinen Übergriffe, denen Menschen ausgeliefert sind. Rassismus hat viele Gesichter.
Die fünf Schülerinnen reagieren inzwischen sehr sensibel und machen ihre Mitmenschen auf Rassismus im Alltag aufmerksam. Sie wollen Formen des Rassismus nicht mehr stillschweigend in Kauf nehmen, auch nicht innerhalb ihrer Familien oder ihrer Freundeskreise.
Nicht umsonst fordert ein Junge auf dem Gemälde auf: „Speak louder!“.
Als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ fühlen wir uns verpflichtet, Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Die Mädels haben ein markantes Zeichen gesetzt und uns stolz gemacht. Ein riesengroßes DANKE an die BürgerStiftung, ein riesengroßes und fettes DANKE an Avista, Gala, Nadia und Baidaa!
Georgia Kotsialou, stellvertretend für die Schulgemeinde